Neues Projekt für Klimaschutz und Artenvielfalt gestartet
"Natur nah dran" wandelt eintönige Grünflächen in bunte Blühwiesen um
Schon seit vielen Jahren hat in Karlsdorf-Neuthard der Umwelt- und Klimaschutz seinen festen Platz im kommunalen Denken und Handeln. Ein Anliegen, das an den Gemeindegrenzen nicht Halt macht, sondern in den letzten Jahren auch im Rahmen von internationalen Klimapartnerschaften eine nachhaltige Bereicherung erfahren hat.
War die Gemeinde Karlsdorf-Neuthard schon Anfang der 1990er Jahre mit der Neueinstellung eines Umweltbeauftragten einer der Vorreiter im Landkreis, wurde das wichtige Anliegen des Umwelt- und Klimaschutzes zuletzt auch mit der Neueinstellung eines Klimaschutz-Managers untermauert und forciert. Seit langem bewährt ist auch die enge Zusammenarbeit mit weiteren wichtigen örtlichen Akteuren, wie etwa dem Verein Lebendiges Biotop.
Seither konnten in der Gemeinde zahlreiche wirkungsvolle Maßnahmen zugunsten von mehr Umweltschutz, einen Zuwachs an wertvollen Naturflächen und damit einhergehenden besseren Lebensbedingungen für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt angestoßen und erfolgreich umgesetzt werden.
Ein weiterer Mosaikstein davon ist nun seit einigen Tagen im Gemeindegebiet sichtbar.
Seit dieser Woche werden in Karlsdorf-Neuthard die für das NABU-Projekt „Natur nah dran“ ausgewählten Flächen vom Team Grünpflege des Gemeindebauhofs fachmännisch für die spätere Bepflanzung vorbereitet. Wo vorher eher triste und wenig naturnahe Rasenflächen dominierten, sollen bald Wildblumen und Wildstauden blühen und vielen Tieren einen Leben- und Rückzugsraum bieten.
Ausgewählt wurden in Karlsdorf-Neuthard in Abstimmung mit dem Technischen Bauamt dafür mehrere Flächen: Beim Einfahrtsbereich ins Gewerbegebiet „Ochsenstall“ im Karlsdorfer Norden, beim Parkplatz der Sebastianschule Neuthard, beim Friedhofsparkplatz in Neuthard, beim Ortseingang Karlsdorf entlang der Mauer beim Pfarrgarten sowie auf Teilflächen in der Neutharder Hauptstraße und der Karlsdorfer Amalienstraße.
Zunächst wurde vor Ort vom Bauhofteam die Rasenfläche ausgebaggert und mit einem Gemisch aus Schotter und Kompost wieder aufgefüllt.
„Das ist notwendig, damit später die Wildblumen und Wildstauden dort gedeihen können, denn diese benötigen einen sehr mageren, also nährstoffarmen Boden, um optimal wachsen zu können“, erläutern Klimaschutz-Manager Johannes Heberle und der Chef des Grünpflege-Teams Boris Gredler.
Die Flächen sehen deshalb für einige Wochen erstmal wenig einladend aus und werden mitunter mit einem zusätzlichen Parkplatz verwechselt, heißt es. Doch schon im kommenden Frühjahr sollen hier die ersten Wildpflanzen für Tiere wie Mauerbienen, Stieglitze oder Schachbrettfalter wachsen, sagt NABU-Projektleiter Martin Klatt voraus: „Es braucht jetzt etwas Geduld, aber in den nächsten ein bis zwei Jahren werden sich die Flächen immer mehr zu wertvollen und langjährigen Lebensräumen entwickeln.“
Ein weiterer Grund für den teilweisen Bodenaustausch ist, dass so die im Boden schlummernden Samen von weniger erwünschten und sich schnell ausbreitenden Pflanzen wie Melde, Knöterich oder Weißklee entfernt werden.
An manchen Standorten kann die Erde auch an Ort und Stelle belassen oder nur umgegraben und dann mit Wildpflanzen bestückt werden. Die mit „Natur nah dran“ durchgeführten Maßnahmen werden individuell auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst. So wird nun auch in Karlsdorf-Neuthard ein solches maßgeschneidertes Konzept umgesetzt.
Ab Ende September sollen Wildstauden, Wildblumenzwiebeln und -samen in die Flächen eingebracht werden.
Voraus ging eine umfassende Schulung der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bauhofs.
Die „Natur nah dran“-Flächen sind übrigens nicht mit den leider in Mode gekommenen Schottergärten zu verwechseln, die für Insekten und Vögel nutzlos sind. „Zwar kommt in einige Projekt-Flächen ebenfalls grobes Material zum Einsatz. Aber eben auch ein Feinanteil mit verschiedenen Korngrößen, ergänzt durch Grünschnittkompost. So können Wildpflanzen und -stauden gedeihen, die in einem Schottergarten kaum eine Überlebenschance hätten“, heißt es von den Projektleitern und Aktiven bei NABU, Technischem Bauamt und Bauhof.
Auffällige bunte Schilder (gestaltet von den Kindern der Ferienbetreuung) erläutern an den umgewandelten Flächen den Sinn und Zweck der Aktion.